Es ist gerade zwei Wochen her, dass der iranische Regisseur Jafar Panahi nach dreimonatiger Haft auf Kaution aus dem Evin-Gefängnis entlassen wurde. Auch die Bilder der nur wenige Tage zuvor abgehaltenen Pressekonferenz zu Abbas Kiarostamis jüngstem Film “Copie Conforme”, der in Cannes im Wettbewerb gezeigt wurde, sind noch frisch: Kiarostamis ungewohnt politischen Töne, sein Einsatz für die Freilassung des inhaftierten Kollegen und die Tränen seiner Hauptdarstellerin Juliette Binoche, als Panahis Hungerstreik geschildert wurde.
Nun, da am 12. Juni bzw. 22 Khordad, der Jahrestag der iranischen Präsidentschaftswahl und der darauf folgenden Proteste der Grünen Bewegung, unmittelbar bevorsteht, überrascht das Münchner Filmfest mit einer kleinen Sensation: Abbas Kiarostami erhält den diesjährigen CineMerit Award und wird mit einer kleinen Werkreihe geehrt: Neben “Copie Conforme”, der hier Deutschlandpremiere feiern wird, sind auch “Quer durch den Olivenhain” (1994), “Der Geschmack der Kirsche” (1997) und “Der Wind wird uns tragen” (1999), sowie “Ten” (2002) und “Five” (2003) zu sehen. Schade, dass der vergangenes Jahr auf dem Filmfest vorgestellte Film “Shirin”, der um die 100 der besten iranischen Schauspielerinnen versammelt hat, ebenso wenig gezeigt wird wie der frühe “Wo ist das Haus meines Freundes?” (1988), mit dem Kiarostami in Locarno dem westlichen Publikum bekannt wurde.
Kiarostami feiert am 22. Juni seinen 70. Geburtstag – es gibt also allerlei Anlässe, den diesjährigen Ehrengast des Münchner Filmfests zu feiern.
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